Ideen- oder Innovationsmanagement



Von Monika E. Krauskopf

Innovation heißt wörtlich „Neuerung“ oder „Erneuerung“

Das Wort ist von den lateinischen Begriffen novus „neu“ bzw. „innovatio“ etwas ‚neu Geschaffenes‘ abgeleitet. Im Deutschen wird der Begriff Innovation heute meist im Sinne von neuen Produkten und Erfindungen sowie für deren wirtschaftliche Umsetzung verwendet. 

Meist versteht man darunter die Entwicklung für 
  • neue Produkte
  • neue Märkte
  • neue Verfahren
  • neue Vertriebswege … 
Innovation darf sich aber nicht nur darauf beschränken, „Neues“ zu entwickeln. Wir müssen auch innovativer, besser, schneller und/oder zuverlässiger werden, bei allem, was wir HEUTE schon an Produkten, Leistungen und Service bieten, zum Beispiel: Prozessverbesserungen, Anforderungsgerechte Informationssysteme, Erweiterte Servicefunktionen, Verhinderung von Ausschuss und Nacharbeit, schnelle Reaktion auf Kundenwünsche. 

Daraus ergibt sich, dass sich Innovation nicht nur darauf beschränken darf neue Produkte zu entwickeln. 

Es gibt Innovationen auf ALLEN Gebieten: 
  • technische
  • organisatorische 
  • institutionelle und 
  • soziale

Zu unterscheiden ist aber auch zwischen Invention und Innovation

Inventionen umfassen neue Ideen bis zum Prototypenbau bzw. konkreter Konzeptentwicklung bis zur Phase des Markteintritts. Innovationen ergeben sich aus deren Umsetzung bzw. Verwertung. 

Wir haben in Deutschland kein Innovationsproblem sondern ein Umsetzungsproblem, denn zu oft bleiben wir in der Inventionsphase stecken. Auch innerhalb des Ideenmanagements bleiben wir oft in der Inventionsphase stecken. Ideen werden nicht, oder nicht schnell genug umgesetzt. Besonders die Ideen, die Prozessveränderungen und -verbesserungen bringen sind davon betroffen. 

Über die GESAMTE Prozesskette hinweg, müssen wir innovativer, besser, schneller und/oder zuverlässiger werden– bei allem, was wir heute schon an Produkten, Leistungen und Service bieten. 


Ideenmanagement –wer hat’s erfunden?

Der Begriff Ideenmanagement wird zum ersten Mal von Ing. Siegfried Spahl 1975 verwendet. Spahl war Konzernbeauftragter für das Vorschlagswesen bei der Semperit Gruppe (10.000 Mitarbeiter) mit Sitz in Wien und dem Generaldirektor direkt unterstellt. Gemäß Spahl sollen die Mitarbeiter nicht mit einer Vielzahl verschiedener Begriffe wie Zero Defect, Mängelmeldungen, Vorschlagswesen, Gruppenvorschlagswesen, Quality Circle, Wertanalyse, Patent- oder Lizenzwesen usw. verwirrt werden. Viel angebrachter wäre die Bezeichnung Ideenmanagement. 

Leider wurde im Laufe der Jahre der Begriff Ideenmanagement inflationär verwendet. Unternehmen haben ihr „altes BVW“ einfach umbenannt in „IDM“. Der zugrundeliegende Ideenprozess blieb aber fast gleich. Das ist meiner Meinung nach mit einer der Ursachen, warum es immer wieder zu Diskussionen, Missverständnissen und Definitionsbemühungen zu den einzelnen Ideenprozessen kommt. Wieder andere haben ihren KVP-Prozess und Ihren BVW-Prozess zusammengelegt und nannten dies dann Ideenmanagement. Wieder andere haben ein Innovationsmanagement eingeführt, aber nur für die großen, guten Ideen. Andere Unternehmen haben ‚umgestellt auf Lean‘ und alle anderen Ideenprozesse abgeschafft. Sie lesen schon richtig. Alles weil wir innovativ sein müssen!!

Das "Managen von Ideen" bedeutet aber mehr (siehe Spahl) als nur ein paar Prozesse zusammenzulegen, zu koordinieren oder neu anzuordnen! Ideenmanagement ist die Mobilisierung von Leistungsreserven ALLER Mitarbeiter um die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu stärken. Seit den 90er-Jahren ist eine erschreckend großer Zahl an immer wieder neuen Managementmethoden erschienen. Einige davon verschwinden schnell wieder, nicht ohne noch für Verwirrung gesorgt zu haben. Meist als Allheilmittel von ‚Gurus oder Beratern‘ angepriesen und ins Unternehmen ‚gedrückt‘ ohne den Zusammenhang mit anderen, meist schon vorhandenen Modellen zu sehen, oder sehen zu wollen! Und so wird bereits nach kurzer Zeit eine neue Methode angewandt, ohne dass die alte richtig zum Zuge kommen konnte. Es herrscht ein Begriffs-Wirrwarr und oft nebeneinander, manchmal sogar in Konkurrenz stehende, nicht abgestimmt ablaufende Prozesse in den Unternehmen. Durchaus sinnvolle Managementmethoden sind so verpufft, gestorben ohne ihre positive Wirkung entfalten zu können. So ein wankelmütiges Führungsverhalten erzeugt zwangsläufig Demotivation bei den Mitarbeitern. Deren Reaktion sieht dann meist so aus: misstrauen und abwarten, bis die nächste todsichere Methode verkündet wird. Eine starke Führung sollte sich nicht ständig von ’neuen Managementmethoden‘ treiben lassen! 

Dr. Olaf J. Böhme, Ehrenpräsident der IdeeSuisse®, Zürich definiert Ideenmanagement so:

Es ist eine Einrichtung der Unternehmensleitung, die mit Hilfe von Kreativitätstechniken Ideen als Lösungsansätze aus dem Unterbewussten eines Menschen oder eines Teams hervorholt und der Förderung und Nutzbarmachung der aus der wirtschaftlichen Kreativität resultierenden Ideen aller am kooperativen Leistungsprozess beteiligten Personen dient, um Innovationen herbeizuführen und zu realisieren. Im Sinne der genannten Definitionen ist Ideenmanagement dem Innovationsmanagement (das sich hauptsächlich um die Durchsetzung von Neuerungen am Markt kümmert, um langfristig die Unternehmensexistenz zu sichern) vorgelagert.


Wann ist ein Unternehmen innovativ?

Ein modernes, ganzheitliches Ideenmanagement, mit dem Ideen aktiv bei allen Mitarbeitern abgeholt, schnell und effizient umgesetzt werden, ist die Basis für ein innovatives Unternehmen. Egal um welche Art Ideen es sich handelt: technische, organisatorische, institutionelle oder soziale –alle werden benötigt. 

Das Ideenmanagement ist quasi der "Ideen-Staubsauger" eines innovativen Unternehmens. Das einzige universelle Werkzeug mit dem es gelingt, alle Mitarbeiter und nicht nur einige wenige Experten wirksam einzubinden.

Ich selbst definiere Ideenmanagement übrigens so: Eine Aufstellung von Begeisterungsfähigkeit, Können und Wissen aller Mitarbeiter, um das Leistungsvermögen des Unternehmens zu verbessern.

Ideenmanagement lebt vom „reden miteinander“! Vielleicht sagen Sie jetzt, ja genauso sehe ich das auch. Vielleicht sagen Sie aber auch, das klingt ja alles gut und schön, aber ich denke da anders darüber.

Wie auch immer, schreiben Sie mir doch Ihre Erlebnisse und Erfahrungen mit einem Ideen- und/oder dem Innovationsmanagement.



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