63 Ideen in nur 30 Minuten

10 Jahre Initiative "Ideen machen Zukunft" - Teil 2

von Denny Kondic 14.12.2015

Trotz seiner langen Geschichte als ein erfolgreiches Optimierungssystem, hat das Betriebliches Vorschlagswesen nicht den Bekanntheitsgrad in der breiten Öffentlichkeit den es verdient. Heute noch weiß keiner genau was du machst, wenn du ihm sagst dass du ein Ideenmanager bist. Wir reden heute nicht mehr vom Betrieblichen Vorschlagswesen, der hat sich längst zu einem modernen Ideenmanagement entwickelt. Auch mit dem neuen Namen ist das Problem nicht viel besser geworden. Es gibt immer noch jede Menge Manager und Führungskräfte, die Vorteile dieser Methode noch nicht richtig erkannt haben. Bei einem Wechsel in der Führungsebene, wird oft das ganze System wieder in Frage gestellt. Das war der Grund warum wir uns entschlossen haben etwas für das Image von Ideenmanagement zu tun. 

Die erste Einladung ging am 26. Januar 2005 raus. Das Organisationsteam bestand aus Christiane Kersting, Elmar Jung und mir. Wir haben uns im Vorfeld zusammen gefunden und beschlossen etwas zu tun. Uns war klar dass es nicht allen möglich ist mitzumachen. Dazu gehörte die Bereitschaft längere Anreisen in Kauf zu nehmen und Freizeit zu opfern. Trotz allem, nach der erste Einladung gab es acht Zusagen und damit hatten wir das erste Projektteam. 

Am 04. April 2005 war es dann soweit, wir trafen uns in der BSH Zentrale in München. Elmar hat sich als erster bereit erklärt, das erste Treffen in München auszurichten. Alleine die Lokalität war ein Hit! In der Empfangshalle wuchsen Palmen, ein Bach floss durch das Gebäude und man musste über eine Brücke gehen um sich in der Anmeldung zu registrieren. Das Gebäude bot einen kreative Rahmen für den Workshop, da musste ich an Google denken. Die Teilnehmer am Workshop waren Christiane Kersting von DIB, Günter Ascherl Wacker Chemie, Dirk Wirth RWE, Johann Lengl BMW AG, Jürgen Mundt Infineon AG, Elmar Jung BSH, Karl-Heinz Wolf EADS und meiner Wenigkeit Denny Kondic von Walter AG. Das Ziel war den Ist-Zustand zu erfassen und Ideen für die Verbesserung der Situation auszuarbeiten. 

63 Ideen in nur 30 Minuten

Nach einer kurzer Einführung und einem detailliertem Bericht über den Ist-Zustand, haben wir schnell erkannt dass man mit vorhandenen Mitteln kein vernünftiges Marketing machen kann. Die einzige Möglichkeit die wir gesehen haben war, die Initiative selbst zu übernehmen. Als nächstes ging es daran Ideen zu sammeln. Nach 30 Minuten Brainstorming hatten wir 63 Ideen auf unseren Pinnwänden. Das Team war gut gewählt! 

Bei der anschließende Clusterbildung, ergaben sich zwei Handlungsbereiche für die zukünftige Arbeit, Micro- und Makro-Bereich. 

Micro-Bereich

Mit diesem Begriff ist das Wirken in eigenem Unternehmen gemeint. Das ist der Bereich wo jeder von uns, selbst etwas für den Ideenmanagement tun kann. Micro-Bereich enthielt vier Handlungsfelder: Organisation, Führungskräfte, Kultur, Marketing und Kommunikation. Dabei ist die Kommunikation ein Bestandteil von Marketing und wird auch dort bearbeitet. Das Ergebnis sieht man hier unten im Bild und Text sehr schön. Zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken!

Führungskräfte 

• Ideenmanagement wird Bestandteil von Führungskräfte-Trainings, 
• Kunden-Lieferanten-Verhältnis nutzen, 
• Was hat: das Unternehmen, die Führungskraft, der Mitarbeiter… davon??? 
• Führungskräfte überzeugen, was sie davon haben, 
• publizieren von Nutzen in Zeitschriften für FK (Erfolgsstorys).                    

Kommunikation/PR 

• Ideenmanagement in die spezifische Produktwerbung aufnehmen, 
• Gibt es ein Produkt, das aus dem Ideenmanagement entstanden ist?? 
• Thema als Bestandteil der öffentlichen Auftritte der Firmen: in der Werbung, bei Messen, Hauptversammlung, 
• öffentlich gemachter Bestandteil der Firmen-Philosophie: Mitarbeiter im Mittelpunkt, Basis des Mitarbeiter- und Führungsleitbildes, 
• in Pressemappen aufnehmen: in Personalarbeit und Unternehmenskultur, 
• Ideenmanagement wird in Broschüren, Bilanzen usw. erwähnt,
• jeder attraktiver/moderner Arbeitgeber hat ein Ideenmanagement.        

Organisation 

• "Pate" im Vorstand, 
• Ideenmanagement ist: eine Stabsstelle, in der Ausbildung, eigene Abteilung. 

Kultur 

• Ideenmanagement ist eine flexible Hilfe und keine Belastung, 
• Ideenmanagement-Akademie für Mitarbeiter, 
• Dozenten aus anderen Branchen/Unternehmen, 
• unkompliziertes Ideenmanagement, 
• weiche Faktoren müssen wichtiger werden, 
• "Spaßfaktor" muss erhöht werden.

Makro-Bereich 

Damit ist das Handlungsbereich außerhalb von eigenem Unternehmen gemeint. Diesen Bereich haben wir in neun Handlungsfelder (siehe Grafik) aufgeteilt, Verband (damals noch DIB), Promoter für das Ideenmanagement, Medien, Kamingespräche, Verbände, Gesellschaft, Politik und Nachwuchsarbeit.

Welche Ideen wir für die einzelne Handlungsfelder gefunden haben kann man in den nachfolgenden Bildern sehr gut sehen. 

Verband (damals DIB) 

• Beste Einreicher beim DIB werden von Vorständen ausgezeichnet, 
• Ausstellungen bei wichtigen Konferenzen und Tagungen, 
• Ideenmanagement/Betriebliches Vorschlagswesen: Zertifikat im Rahmen vom QM DIN ISO 9000, 
• DIB-Veranstaltung (Köln) auch für Geschäftsführer, Vorstände, Führungskräfte, 
• Bekanntheitsgrad DIB steigern/Preise/Auszeichnungen - Ranking -> Unternehmensbezogenheit.

Promotor 

• "Problembranchen" in der deutschen Wirtschaft mit Ideenmanagement unterstützen bzw. dafür gewinnen, 
• Zugpferde für das Ideenmanagement gewinnen: z.B. Unternehmens Führer, Wissenschaftler, BWL, Marketing, 
• Ideenmanagement soll ein Statussymbol für Vorstände werden, 
• TOP-Manager einspannen, 
• Bekannte Unternehmensberater für dieses Thema gewinnen, 
• Bekannte Persönlichkeiten für dieses Thema gewinnen, 
• Prominente aus Kultur und Sport als Paten gewinnen

Medien

• Highlights, 
• Unternehmen orientiert, 
• themenorientiert in der Öffentlichkeit darstellen, 
• Erfolgsstorys: Beispiel post-it, Tesafilm, 
• Beitrag zum Standort Deutschland an konkreten Beispielen (z.B. Opel Eisenach), 
• Beitrag in Wirtschaftszeitungen, 
• Erfolgsstorys in der "richtigen" Presse, 
• Ranking über Ideenmanagement z.B. der DAX-Unternehmen, 
• Umfrage bei den Industrie- und Handelskammern, 
• Medien besser nutzen (Fernsehen, Managerzeitschriften, Fachzeitschriften, Funk, Internet), 
• Erfolgsgeschichten publizieren, 
• Platzieren von Artikeln, in Verbandszeitschriften.

Kamingespräche 

• Regelmäßiger Austausch von Vorständen zum Ideenmanagement, 
• Kamingespräche für Vorstände, 
• Kamingespräche mit Vorständen + Politikern + Ideenmanager
• Kamingespräche

Gesellschaft 

• Europäisches Jahr der Mitarbeitereinbeziehung (Druck von unten), 
• Innovationen fangen mit Ideen an --> vermarkten, 
• Ideenmanagement als Methode im Unternehmen "Familie" (Werkzeuge als Angebot).

EU 

• Europäischen "Award" schaffen, 
• Europäisches Ausland über Ideenmanagement in Deutschland berichten lassen.

Verbände 

• Zusammenschluss verschiedener Unternehmen für Ideenmanagement/Innovationen (Internet), 
• Gründung eines Dachverbandes zum Thema: Ideenmanagement, Verbesserungsmanagement, Innovationsmanagement,
• "Stiftungsarbeit" z.B. Glasindustrie (E.v.K.-Stiftung), 
• Können Gewerkschaften oder BR aktiviert werden? Heilsamer positiver Druck, 
• Thema Ideenmanagement ist Bestandteil politischer Auftritte: national, international, Statements von unseren deutschen Politikern, 
• Zusammenarbeit mit Verbänden, 
• Bewegung wie "Bürgergesellschaft", 
• Überzeugungsarbeit: "Gewerkschaften".

Politik 

• Gewinnen von Persönlichkeiten aus Politik, 
• Unterstützung von politischer Seite, 
• Bundespräsident: Rede DIB-Tagung nächstes Jahr. 

Nachwuchsarbeit 

• Präsenz und anerkannter Bestandteil in Schul- und Universitätsbildung
• Partnerschaften mit Universitäten, 
• Präsent beim BBW
• langfristig: Nachwuchsarbeit Uni - Schulen - Fachakademien, 
• Hoch- und Fachschulen (Einstiegsdroge), 
• Zusammenarbeit mit Unis. Ziel: Lehrfach in BWL/VWL 
• Schüler, Studenten mit Workshops an dieses Thema heranführen

Zusammenfassung

Nach dem alle Ideen besprochen wurden, haben wir die Bewertung vorgenommen und Prioritäten gesetzt. Daraus haben wir die Maßnahmen formuliert, was wir zuerst in Angriff nehmen wollen.

• Beratung zu Medienwirksamkeit
• Bei Pressearbeit Methode Trojanisches Pferd anwenden
• Mit Provokanten Aussagen Werbung machen
• Nachhaltigkeit
• Verbandsarbeit einführen und betreiben
• Lobbyarbeit betreiben
• Was macht uns attraktiv (Sexy)?? - beschreiben
• „Deutschland soll ein Land der Ideen werden…“ Antrittsrede von Bundespräsident Köhler als Motto nehmen
• „Wir handeln im Auftrag des Bundespräsidenten!“ in Anlehnung an die Antrittsrede von Köhler als Slogan übernehmen
• Fallbeispiel von anderen für Marketing verwenden
• Unternehmenspersönlichkeit für Lobbyarbeit suchen
• Bundes- und Landes Ministerien für Wirtschaft für die Lobbyarbeit gewinnen
• Grundsatzarbeit über Innovations- und Ideenmanagement machen
• Ideenmanagement in die Definition Innovationskraft eines Unternehmens aufnehmen
• Slogan „wir lassen Intelligenz zu“ verwenden
• Ein Artikel in der Bildzeitung bringen
• Deutschland weites Ideentag einführen
• Kampagnen durchführen

Nach einem langen Tag im München, waren wir alle ganz schön platt, aber mit dem Ergebnis unsere Arbeit sehr zufrieden. Es sind sehr viele gute Ideen zusammen gekommen die man alleine nie geschafft hätte. Ich liebe diese Art von Teamarbeit! Für mich sind die Kreativitätsworkshops das beste Weg gute Ideen zu bekommen. 

Mit Hausaufgaben im Gepäck und einen neuem Termin, haben wir uns auf den Weg nachhause gemacht. Die längste Anreise hatte der Dirk Wirth aus Dortmund, es hatte mehr als 600 km vor sich. 

Wenn man sich die Ideen heute anschaut, merkt man dass sie nichts an ihrer Attraktivität verloren haben und heute noch aktuell sind. Manche waren ihrer Zeit voraus, diese muss man sich noch einmal anschauen und entscheiden ob etwas daraus zu machen ist. 

Habt ihr euch die Ideen genau angeschaut? Wie fandet ihr unsere Ideen und welche sind heute noch aktuell? Über einen Feedback würden wir uns sehr freuen!

Teil 3 folgt….