Crowdsourcing - der andere Weg für Ideen

Bild: Christoph Illigens -Kommunikationslotsen

Ein Bericht aus der Praxis

Als uns neulich bei einer Tagung die Frage gestellt wurde, welche Trends wir im Ideenmanagement in der nächsten Zeit angehen wollen, wurde Crowdsourcing und Social Media am häufigsten genannt. Für uns war das die Bestätigung, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Vieles davon haben wir bereits eingeführt oder es wird dieses Jahr noch umgesetzt.
Das Ganze fing 2010 an, als wir im Fachausschuss diskutiert haben, ob der Einsatz von Social Media für das Marketing zum Thema Ideenmanagement geeignet ist. Im März 2010 des gleichen Jahres, habe ich mich bei Twitter angemeldet um zu sehen, wie Social Media  funktioniert. Inzwischen betreue ich mehrerere Internetseiten bei Facebook, Twitter, Linkedin und ein Blog unter dem Namen „Ideen machen Zukunft“ zum Thema  Ideenmanagement.

Über die Recherchen zum Thema Social Media bin ich auf „Wisdom of the Crowd“, Enterprise 2.0 und  Crowdsourcing gestoßen. Es war mir sofort klar, dass es Trends sind. die einen Einfluss auf das Ideenmanagement haben werden.
Im März 2011 startete die Firma Schott einen Ideenwettbewerb zum Thema „Was mache ich aus einem eckigem Glasrohr?“. Um rauszufinden wie das funktioniert habe ich mich angemeldet und mitgemacht. Von dem Tag an war ich überzeugt, das Crowdsourcing eine Methode ist die erfolgreich im Ideen- und Innovationsmanagement eingesetzt werden kann. Die Frage, ob sich die Methode auch im Ideenmanagement einsetzen kann, musste ich noch ausprobieren. Da wir zum diesem Zeitpunkt keine Software hatten, musste die Idee vorerst auf Eis gelegt werden.

Der Erste Wettbewerb
Der Erste Wettbewerb kam völlig überraschend auf mich zu. Unser Marketing hat einen Wettbewerb  ausgeschrieben für neue  Apps. Ich fand die Idee sehr gut, hatte aber Bedenken bezüglich der technischen Möglichkeiten ohne eine geeignete Software. Aber es war auch nicht mein eigen geführter Wettbewerb, also musste ich mir darüber erst einmal nicht den Kopf zerbrechen und konnte die Sache verfolgen.
Es kam anders als ich dachte! Als die ersten Ideen über unsere Ideenmanagement-Software bei mir landeten, war das dann plötzlich ein Stück weit auch mein Wettbewerb. Aus Sicht unserer deutschen Mitarbeiter, war der Ideenwettbewerb identisch mit dem von mir geführten Ideenmanagement und deswegen haben sie die Ideen auch über die Software eingereicht. Die ausländischen Mitarbeiter haben per E-Mail ihre Ideen direkt beim Marketing abgegeben. Also wusste man nicht mehr genau wo man die Ideen eigentlich abgeben sollte. Die Werkzeuge wie; Ideen im Internet präsentieren, bewerten und kommentieren, haben gefehlt. Crowdsourcing ohne Internet und Web 2.0 Technik, das war einfach nicht möglich.
Ein schnelles Handeln war angesagt. Es musste jemand her, der die benötigten Werkzeuge für unser Ideenforum programmieren konnte. Eine provisorische Lösung wurde in der Rekordzeit von einem Kollegen erstellt und der Wettbewerb konnte erfolgreich abgeschlossen werden.

Das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Eingereicht wurden 66 Ideen, beteiligt haben sich 30 Mitarbeiter aus 10 verschiedenen Ländern. 60 Mitarbeiter haben sich beim Voten und kommentieren beteiligt.
Der Zweite Wettbewerb

Der zweite Wettbewerb lief genau nach unserem Konzept. In zwischen Zeit wurde das Ideenmanagement-Team durch unsern Neuzugang, Julia Letsche verstärkt. Gestartet haben wir mit einem Workshop, wo alle notwendige Details und Rahmenbedingungen ausgearbeitet wurden. Die Aufgabe war ein Ideenwettbewerb zum Thema „Energieeffizienz“  durchzuführen. Das war erforderlich, weil wir den Teilbereich Energiemanagement eingeführt haben und die Zertifizierung nach ISO 50001 durchführen wollten. Im Fokus waren nicht die wirtschaftlich rechenbaren Verbesserungen, sondern Ideen die eine Verhaltensänderung bei dem Umgang mit der Energie bringen sollten. Um möglichst viele Teilnehmer zu erreichen, haben wir eine große Marketingkampagne vorbereitet und dabei 10 Kommunikationskanäle eingesetzt. Unter anderem wurde viel mit Sozial Media experimentiert, weil das heute ein wichtiges Kommunikationsmittel ist. Ohne Sozial Media gibt es kein Crowdsourcing, und beide funktionieren nach den gleichen Regeln.


Unter dem Namen „Walter goes green“, wurde der Wettbewerb am 02. September 2013 gestartet und nach nur 48 Stunden hatten wir bereits 50 eingereichte Ideen. Dieser Wettbewerb hatte eine Laufzeit von zwei Monaten und das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Es wurden 139 Ideen eingereicht, beteiligt haben sich 69 Mitarbeiter und davon waren 11 Ersteinreicher. Während dem Wettbewerb wurde die ISO 50001 Zertifizierung durchgeführt und wir von Ideenmanagement-Team,  dürften den Auditoren zeigen, wie wir die Nachhaltigkeit beim Energiemanagement mit unserem System sicherstellen können. Unsere Vorgehensweise fand bei dem externen Auditor großes Interesse.
ideenBox

Die Idee mit einer Community (Crowd), Verbesserungsvorschläge zu einem bestimmten Thema zu generieren, kam mir als ich den Artikel über Ericsson gelesen habe. Ericsson hat sein Ideenmanagement von „pull“ auf  „push“ komplett umgestellt.

Unsere ideenBox ist eine virtuelle Sammelstelle für Ideen. Die wird eröffnet, wenn ein Bedarf an Problemlösung, Verbesserung oder Innovation besteht.
Mit der neuen Software haben wir die Möglichkeit erhalten, solche ideenBoxen zu betreiben. Als ersten internen Kunden haben wir das Change Management Team bekommen. Die Aufgabe war, möglichst viele Ideen zur Arbeitsplatz Optimierung zu bekommen und umzusetzen. Diese Box wurde als eine geschlossene Box durchgeführt, um die  Teamfähigkeit zu steigern.

Das Ergebnis war hervorragend! Nach nur 5 Wochen Laufzeit, haben wir eine Ideenquote von 1,38 Ideen pro Mitarbeiter, Realisierungsquote von 95% und eine Beteiligung von  81% erreicht. Der Grund war nicht nur die ideenBox, sondern auch das methodische Vorgehen bei der Generierung  von Ideen.
Fazit

Crowdsourcing und Sozial Media eignen sich hervorragend für das Ideenmanagement. Wir setzen beide ein, Crowdsourcing zur Ideen Generierung und Sozial Media für Marketing und Kommunikation. Beide Werkzeuge  muss man als eine Einheit sehen, denn ohne Sozial Media funktioniert auch Crowdsourcing nicht. Wir haben zwei Methoden eingesetzt, Ideenwettbewerbe und ideenBoxen. Beim Ideenwettbewerb wird eine begrenzte Anzahl der Ideen angenommen und prämiert, bei ideenBoxen alle die vorgegebenen Kriterien erfüllen.

Entscheidend für den Erfolg ist die Geschwindigkeit bei der Bearbeitung. Alle Termine sind im Vorfeld definiert und müssen auch eingehalten werden. Bei der Entscheidung und Prämierung haben wir ein Expertenteam eingesetzt der von uns Ideenmanagern moderiert wurde. Das hat den Vorteil, dass die Bearbeitung sehr effizient abläuft. Für die Prüfung und Entscheidung von 139 Ideen haben wir 10 Stunden benötigt.
Mit diesen neuen Methoden wird das Ideenmanagement auch für die Jüngere interessanter. Der Umgang mit Sozial Media ist bei ihnen eine Selbstverständlichkeit, wo manche teilweise noch Berührungsängste haben. Die Jüngeren sehen unsere Ideenmanagement-Systeme als „verstaubt“ an und sprechen das auch, in letzter Zeit immer häufiger offen aus. Seit Jahren fordern wir stärkere Einbindung von den Jüngeren in das Ideenmanagement ein, mit den neuen Werkzeugen haben wir mehr Möglichkeiten dafür. Die Werkzeuge selber bieten viele neue Möglichkeiten in der Anwendung, so dass man damit kreativ arbeiten kann. Kein Ideenwettbewerb muss dem anderem gleichen und das macht es so attraktiv und gibt kreativen Spielraum.

Denny Kondic
Manager Walter Ideas Network
Walter AG Tübingen
Kontakt: Denny.Kondic@gmx.de 

Kommentare

  1. Hi Denny,

    ich habe mir deinen Bericht durchgelesen und dürfte "Blut geleckt" haben;)

    Wie siehst du es wenn jemand sagt das Ideenwettbewerbe ein Thema der "Firmenkultur" ist?

    Wir haben bei uns leider auch Prämierung im Spiel. Wie vertragen sich diese Themen miteinander?

    LG aus Amstetten
    Christoph

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  2. Hallo Christoph,

    für mich hat das Crowdsourcing nichts mit der Unternehmenskultur zu tun, es ist einfach ein neuer und „zusätzlicher“ Weg um Ideen zu generieren. Vorteile liegen ganz klar an der Hand, die Mitarbeiter werden auf Themen fokussiert die das Unternehmen oder die Führungskraft für wichtig hält. Es wird nach wie vor Ideen die spontan kommen aber auch die durch Ideenwettbewerbe oder ideenBoxen abgeholt werden. Wir müssen den Anteil der Ideen die Crowdsourcing kommen stark ausbauen.

    Auch wir haben Prämierung im Spiel und müssen uns auch an die Betriebsvereinbarung halten, bisher haben wir den vorgegebenen Rahmen nicht verlassen. Als Zusatz gibt es für die Gewinnerideen zusätzliche Preise. Werden bei einem Wettbewerb mehr Ideen angenommen als es Preise dafür gibt werden die nach der Regeln aus der Betriebsvereinbarung anerkannt. Ist die Idee rechenbar, wird eine Geldprämie wie bei den „normalen“ Verbesserungsvorschlägen ausgezahlt.

    Wie du siehst, ist der Unterschied zur Open Innovation Ansatz da, wir müssen uns an die Prämienregelung aus der Betriebsvereinbarung halten. Das wird oft vergessen wenn man sowas einführen will. Klingt vielleicht kompliziert ist bei uns eher einfacher und schneller als bisheriger Ablauf. Für das nächste Jahr haben wir beschlossen noch mehr Geld für solche Aktionen zu Verfügung zu stellen.

    Gruß Denny

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